AM1 – Brief an Walter Gropius
Tobelbad, Samstag, 16. Juli 1910


[Postskriptum:] Ich schreibe in der größten Eile – und ohne jede Sammlung.

[Postskriptum:] Schreibe mir – aber schick’ es nicht[.] Zu gefährlich[.]

[in der Handschrift von :] Der erste Brief Juli 1910[.]

– Es ist plötzlich so viel Schönheit in mein Leben gekommen – denn Du bist der Inbegriff des Schönen für mich! – Bleib es! Ich erwarte alles von Dir[.] –

Ich gehe herum – in mir einen so ungeheuren Besitz – meine Liebe zu Dir[.] – —


Denn die Intensität meiner Empfindung für Dich – ist meine Seligkeit[.] – —

Du bist mir auch unverlierbar! – Was ich mit Dir – in dieser unvergleichlich wonnevollen Nacht durchlebt habe – wird immer hell vor meiner Seele stehen. – Mag kommen, was da wolle. Meine ganze wahnsinnige Liebe schütte ich über Dich aus, mein Geliebter — mach damit[,] was du willst[.]

Deine


Apparat

Überlieferung

, .

Quellenbeschreibung

1 Bl. (2 b. S.) – Briefpapier mit dunkelblauem Monogramm (Zum Material von Alma Mahler) aus den stilisierten Initialen AMs in Prägedruck ().

Beilagen

Umschlag, , – blanko, Knickspuren.

Druck

Erstveröffentlichung.

Korrespondenzstellen

keine.

Datierung

Der vorliegende Brief AM1 befindet sich in einem unbeschriebenen Umschlag und wurde in der größten Eile verfasst. Es ist daher anzunehmen, dass AM ihn WG zur Verabschiedung aus Tobelbad mit wichtigen Anweisungen (Schreibe mir – aber schick’ es nicht) hat zukommen lassen. Das Abreisedatum von AM aus Tobelbad fällt auf den 16. Juli 1910. Denn WG schrieb am 17. Juli in WG4, er habe AM – in der Annahme, dass sie (noch) schwanger sei (in mir einen so ungeheuren Besitz, AM1) – Briefe über das gewünschte gemeinsame Kind geschickt, noch bevor er die folgende Nachricht aus AM2 vom 16. Juli erhalten haben konnte: Unsere Nächte haben unser Kind zerstört. Außerdem schrieb AM am 18. Juli in AM3 bereits aus Toblach: Ich habe gestern [= 17. Juli] den ganzen Tag gerast, was ebenfalls eine Abreise AMs aus Tobelbad für den 16. Juli nahelegt. Ein früheres Datum ist auszuschließen, da noch kurz vor dem 15. Juli (Poststempel) seiner Schwester aus Toblach die folgende Information schrieb: „Ob die Dir nun zugeschickt wird, oder demnächst mit Alma hier ankommt, weiß ich noch nicht, da die Nachrichten von Tobelbad spärlich fließen“ ( Nr. 567, S. 538). Die Möglichkeit miteingeschlossen, dass diesen Brief bereits ein oder zwei Tage vor Absendung geschrieben hatte, hätte er AM nicht „demnächst“, sondern morgen oder übermorgen erwartet. Zu einem früheren Zeitpunkt hat jenen Brief wahrscheinlich nicht geschrieben, da er sich im selben Schreiben für das Geburtstagsgeschenk zum 7. Juli bedankte und sich quasi dafür entschuldigte, „ein immer unbrauchbarerer Correspondent“ (S. 537) zu werden. Der vorliegende Brief AM1 entstand demnach am 16. Juli 1910. WG fuhr am darauffolgenden Tag, 17. Juli, aus Tobelbad ab. Er meldete sich an diesem Tag aus Wien bei (WG5).

Übertragung/Mitarbeit


(Marie Apitz)
(Jannik Franz)